Das Recht auf eine menschenwürdige Projektgestaltung

und die Einhaltung des Arbeitnehmerschutzes durch konkrete Anwendung agiler Methoden - März 2019

Es ist die Ansicht der Autoren, dass den Beschäftigten in Berufszweigen mit hohem Anteil an Wissensarbeit alltäglich seelische Verletzungen drohen. Die moderne Ausgestaltung von Gesetzen, Verordnungen und Vereinbarungen durch Politik, Tarifparteien und Betriebsparteien zeigt, dass hier bereits ein Prozess des Umdenkens auf gesellschaftlicher Ebene stattfindet.

Der klassische körperliche Arbeitsschutz wurde 2013 für Wissensarbeiter auf diese alltäglich drohenden seelischen Verletzungen ausgeweitet. Deutsche Unternehmen sind dazu gezwungen im globalen Wettbewerb mit ihren Konkurrenten ständig ihre Produktivität und Leistungsfähigkeit zu steigern. Die gewohnten und optimierten Prozessmuster scheinen noch die besseren Erfolge zu liefern. Doch die großen Gewinne und Umsätze der letzten Jahre verdecken die Tatsache, dass Unternehmen heute meist ausgehungert sind und in der Effizienzfalle stecken. Wirtschaftszweige und Produktewerden in immer kürzeren Intervallen disruptiv zerstört. Daraus folgern wir Autoren, dass die erfolgreichen Unternehmen heute mittlerweile anders wirtschaften.

Der Wissensarbeiter auf der anderen Seite ist heutzutage in einer Projektwelt verhaftet und kann sich darin nicht selbständig schützen. Seine ihm anerzogenen Werte, der herrschende Leistungs- und Optimierungsdruck sperren ihn ein und können ihn krank machen. Selbst wenn erkannt wird, dass in der Arbeitsausübung eine Gefahr für seelische und körperliche Gesundheit liegt, kann der Mitarbeiter trotzdem diese Gefahr nicht selbständig abwehren.

Damit steckt der Mitarbeiter ebenfalls in einer Falle. Moderne agile Methoden garantieren den Unternehmen in Deutschland langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. “To be agile - not to do agile”, bedeutet für die Unternehmen von heute den Unterschied. Die Frage ist, ob der Sprung auf eine weitere, wertvollere Stufe zu schaffen ist. Damit bewegen sich die Führungskraft und der Mitarbeiter in diesem durch die Instabilität des Übergangs gegeben Spannungsfeld.

Für Betriebsräte und Personalabteilungen ergeben sich für diesen Übergang neue Regelungsgegenstände, die zu gestalten sind. Mit der Einführung der agilen Methoden werden grundlegende bestehende Arbeitsmethoden geändert mit der Gefahr, dass „wesentliche Nachteile für die Belegschaft oder erhebliche Teile der Belegschaft“ entstehen können. Also muss der Betriebsrat die Gefahren der agilen Methoden kennen und darauf angemessen reagieren. Dann hat er das notwendige Handwerkszeug, um die notwendige Einführung der agilen Mindsets in das Unternehmen mit zu gestalten und einen Mehrwert für Arbeitnehmer und Unternehmer zu schaffen.

Heute ist zunehmend das wertvollste Gut der Unternehmen das anwendbare Wissen der Wissensarbeiter. Jeder Mensch in einem Unternehmen besitzt, für uns Autoren, unkündbare Grundrechte, die bei korrekter Einführung der agilen Mindsets durch keine Rolle und keinen Prozess im Unternehmen verletzt werden können. Die Methoden der Mitarbeiterführung werden den heutigen wirtschaftlichen Ansprüchen, aber auch dem seelischen Arbeitsschutz nicht mehr gerecht. Innerhalb der Organisation ist die wichtigste Aufgabe der Produktentwicklung, mit dem Respekt vor der seelischen Unversehrtheit der Wissensarbeiter, den wirtschaftlichen Erfolg der Firma zu gewährleisten. Unternehmen haben somit den Zwang das Produkt- und Projektmanagement nach dem heutigen Stand der Technik zu führen (zu lesen: agile Methoden). Das agile Umfeld macht aus dem Fehlversuch eine Tugend und befreit damit den Einzelnen vor der Angst zu Versagen. Die Autoren verstehen dies als zentralen Kern sowohl der agilen Methoden als auch des seelischen Schutzes. Entscheidend ist dabei die Frage, was will Agilität und was will die Interessenvertretung und liegt hierin nicht eine Chance für beide Seiten?

Thomas Winzonepager1 Comment